Machbarkeitsstudie Stadtbahn Osnabrück
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Hintergrundbild

Bestandsanalyse

1. Juli 2022

Deutsche Städte und ihre ÖPNV-Systeme

Eine Betrachtung ähnlich großer Städte und ihrer ÖPNV-Systeme zeigt, dass Straßen- und Stadtbahnsysteme weit verbreitet sind, die alleinige Ausrichtung auf ein Bussystem wie in Osnabrück aber keinen Einzelfall darstellt:

Allen gemeinsam ist eine Straßenbahnvergangenheit – das gilt auch für Osnabrück (vgl. Bild 1), wo der Straßenbahnbetrieb 1960 eingestellt wurde.

Bild 1: Straßenbahn Osnabrück (© Stadtwerke Osnabrück)

Verkehrsmittelwahl (Modal Split)

Osnabrück nimmt am regelmäßig durchgeführten „System repräsentativer Verkehrs­befragungen“ (SrV) der TU Dresden teil. Auffällig ist der für eine Großstadt sehr geringe ÖPNV-Anteil  (vgl. Bild 2) bei der Verkehrsmittelwahl. In der letzten SrV-Auswertung von 2018 lag dieser bei nur 9 % – sowohl im Binnenverkehr als auch bezogen auf alle Wege der Osnabrücker Bevölkerung. Im Vergleich mit anderen, ähnlich großen Städten in dieser Auswertung ist das der geringste Wert für die ÖPNV-Nutzung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild 2: ÖPNV-Anteile im Binnenverkehr – Städtevergleich (SrV 2018)

Die dargestellten Vergleichsstädte verfügen alle über ein Straßen- bzw. Stadtbahnangebot. Doch auch einige Städte mit reinen Bussystemen haben einen höheren ÖPNV-Anteil als Osnabrück: z.B. Wiesbaden 16 % und Kiel 10 % gemäß SrV 2018; Aachen 13% und Lübeck 11 % in der Studie „Mobilität in Deutschland“ (MiD) von 2017.

Auffallend in Osnabrück ist der überdurchschnittlich hohe Radverkehrsanteil. Mit 28 % aller Wege im Binnenverkehr ist das Fahrrad das dominierende Verkehrsmittel innerhalb des „Umweltver­bundes“ (ÖPNV/Rad-/Fußverkehr) und damit eine starke Konkurrenz für den ÖPNV. Weil Fußwege eine vergleichsweise geringe Rolle spielen, der Autoverkehrsanteil aber überdurchschnittlich hoch ist, hat der „Umweltverbund“ insgesamt eine geringere Bedeutung als in vielen anderen Städten. Im Vergleich der Erhebungen von 2013 und 2018 ist allerdings eine positive Entwicklung sichtbar, weil vor allem der Radverkehrsanteil deutlich zulegen konnte. Im ÖPNV gab es in diesem Zeitraum keine wesentlichen Veränderungen. Es bleibt abzuwarten, ob der Effekt der letzten Angebotsausbauten (z.B. Einführung der Metrobuslinien) in der nächsten SrV-Erhebung 2023 sichtbar wird (vgl. Bild 3).

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild 3: Verkehrsmittelwahl (2013 – 2018)

Dass sich hohe Radverkehrsanteile und eine intensive ÖPNV-Nutzung nicht ausschließen – sich also die Verkehrsmittel des „Umweltverbundes“ nicht zwangsläufig konkurrenzieren müssen – zeigen die ähnlich großen Städte Potsdam und Darmstadt. In beiden Fällen ist der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) jedoch wesentlich geringer als in Osnabrück! Noch geringer ist der MIV-Anteil beispielsweise in Heidelberg – dort vor allem wegen der großen Bedeutung des Rad- und Fußverkehrs. In Regenburg ist die Ausgangslage ähnlich wie in Osnabrück. Die Stadt hat sich nach Abschluss einer Machbarkeitsstudie 2018 für die Einführung einer Stadtbahn entschieden und entsprechende Planungen gestartet.

Städtevergleich Verkehrsmittelanteile im Binnenverkehr (SrV 2018)
Stadt Einwohner (ca.) zu Fuß Rad MIV ÖPNV
Osnabrück 165.000 26 % 28 % 37 % 9 %
Potsdam 180.000 28 % 28 % 26 % 17 %
Darmstadt 160.000 31 % 26 % 27 % 15 %
Heidelberg 160.000 35 % 33 % 22 % 11 %
Regensburg 150.000 27 % 27% 35 % 11 %

Verflechtungen mit dem Umland

Bei der Diskussion um eine Stadtbahn geht es nicht nur um die städtischen Mobilitäts­bedürfnisse. Aufgrund der starken Verflechtungen mit den Nachbargemeinden muss eine Potenzialuntersuchung auch die Verkehrsströme zwischen Stadt und Umland berücksichtigen. In diesem Zusammenhang wird u.a. zu prüfen sein, ob und wie eine Stadtbahn in das Konzept „OS-Bahn“ des Nahverkehrsplanes integriert werden kann bzw. wie eine Stadtbahn mit den Ideen zum Angebotsausbau, zur Reaktivierung von Bahnstrecken sowie der Planung neuer bzw. Reaktivierung stillgelegter Bahnhaltepunkte zu koordinieren ist.

Die intensiven Stadt-Umland-Beziehungen lassen sich beispielhaft an den Pendlerströmen darstellen. Von den ca. 100.000 Arbeitsplätzen auf dem Stadtgebiet Osnabrück werden fast 60 % von Pendlern aus dem Umland aufgesucht. Gleichzeitig pendeln ca. 27.000 (40 %) der insgesamt 68.000 Osnabrücker Beschäftigten zur Arbeit in einen anderen Kreis (Quelle: BfA, Pendleratlas 2021). Etwas mehr als die Hälfte (51 %) aller Pendlerbeziehungen (Ein- und Auspendler) entfallen auf den Landkreis Osnabrück, ca. 16 % auf den Landkreis Steinfurt. Die stärksten Verflechtungen zu benachbarten Gemeinden bestehen mit Georgsmarienhütte und Wallenhorst. Weitere ausgeprägte Pendlerbeziehungen (vgl. Bild 4) führen von/nach Bramsche, Melle, Lotte, Bissendorf, Belm und Hasbergen.

Bild 4: Pendlerbeziehungen 2021