1. Juli 2022
Auf Grundlage des Ratsbeschlusses der Stadt Osnabrück vom 15.12.2020, welchem eine Petition der Stadtbahninitiative (SBI) vorausgegangen ist, soll die Machbarkeit zur Einführung einer Stadtbahn, die auch Verbindungen in die umliegenden Gemeinden berücksichtigen soll, im Rahmen einer Studie untersucht werden.
Als Oberzentrum mit fast 170.000 Einwohnen und etwa 100.000 Arbeitsplätzen, Universität und Hochschule sowie einer hohen Dichte an Einkaufs-, Sport- und Freizeiteinrichtungen verfügt die Stadt über eine hohe Anziehungskraft und hat ein entsprechend hohes Verkehrsaufkommen zu bewältigen. Vor allem im Pendler-, Ausbildungs- und Freizeitverkehr bestehen starke Verflechtungen mit dem Umland.
Das städtische ÖPNV-System ist seit der Stilllegung der Straßenbahn in den 1960er Jahren auf den Bus ausgerichtet. Das Busnetz wird mit durch höherwertige Angebote (Metrobus) und den Umstieg auf umweltfreundliche Antriebstechnologien (Elektrifizierung) ständig weiterentwickelt.
Der ÖPNV-Anteil ist trotz der guten Ausgangslage (kompakte Siedlungsstruktur, dichtes Busnetz) vergleichsweisen gering – nur 9 % aller Wege werden sowohl im Binnenverkehr als auch im Gesamtverkehr der Osnabrücker Bewohner mit dem ÖPNV zurückgelegt (vgl. Bestandsanalyse).
Bei der ÖPNV-Nutzung besteht noch erhebliches Steigerungspotenzial. Ein Ausbau des ÖPNV-Systems als leistungsfähige(re) Stütze der städtischen Mobilität
Der aktuelle Nahverkehrsplan (NVP) enthält zahlreiche Maßnahmen zur Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebotes – u.a. das Konzept einer „OS-Bahn“ für den Ausbau des regionalen Schienenverkehrs (vgl. Bild 1), Ausbau des städtischen und regionalen Busnetzes, Maßnahmenpakete zur Busbeschleunigung und zur verbesserten Verknüpfung von Bus- und Schienenverkehr.
Die Option einer Stadtbahn findet im NVP ebenfalls Erwähnung:
„Unter der Voraussetzung sehr hoher Fahrgastzahlen und in der Folge zunehmend auftretender Kapazitätsprobleme kann es sinnvoll werden, eine oder mehrere der Trassen der Metrobuslinien zu einem Stadtbahnsystem weiterzuentwickeln.“ (NVP 2019)
Bild 1: Zielkonzept OS-Bahn (Quelle: 4. Nahverkehrsplan für Stadt und Landkreis Osnabrück, 2019)
Überlegungen zu einem Systemwechsel im Stadtverkehr finden sich auch anderen, bereits vorliegenden Studien und Planwerken:
Bild 2: Straßenbahn Planungsidee (Quelle: Masterplan Mobilität Osnabrück, 2010)
Stadt- bzw. Straßenbahnsysteme haben spezielle Anforderungen an die Straßeninfrastruktur, aber auch erhebliche Auswirkungen auf die bestehenden Verkehrsräume und das Stadtbild. Als Rückgrat des ÖPNV-Systems bestimmen sie seine Netzstruktur über lange Zeiträume. Dies gilt allerdings auch für den Zeithorizont ihrer Umsetzung und den damit verbundenen Aufwand (Planung, Bau, Genehmigungsprozesse, Finanzierung usw.).
Ziel der Machbarkeitsstudie sind deshalb nicht nur Nachweise zur technischen Umsetzbarkeit – technisch machbar ist (fast) alles – sondern vor allem die Beurteilung der Zweckmäßigkeit einer Systemergänzung. Das heißt: Die Betrachtung der Chancen und Risiken einer Stadtbahn anhand verkehrlicher und nicht-verkehrlicher Kriterien (z.B. städtebauliche Integration).
Inhaltliche Schwerpunkte sind:
Die erforderliche Akzeptanz wird durch die breit abgestützte fachliche Diskussion mit den städtischen Fachämtern, der Beteiligung des Landkreises, dem Austausch mit Vertretern der Stadtbahninitiative und einem öffentlichen Mitwirkungsverfahren sichergestellt („Bürgerdialog“). Teil dieses Bürgerdialoges sind laufende Informationen zum Projekt wie beispielsweise auch der hier vorliegende Text.