1. September 2022
Ein wesentlicher Planungsschritt vor der Bewertung der straßenräumlichen Machbarkeit einer Stadtbahn und deren städtebaulichen Integration ist die stadtstrukturelle Analyse potenzieller Stadtbahnkorridore. Das heißt: Welche städtischen Verkehrsachsen bzw. Korridore haben aufgrund der Siedlungsstruktur, der Nutzungsvielfalt im Umfeld und der daraus resultierenden Mobilitätsbedürfnisse ein entsprechendes Potenzial für ein leistungsfähigeres ÖPNV-System wie eine Stadtbahn?
Diese Überlegungen basierten auf der Annahme, dass das bestehende Busangebot den tatsächlichen Mobilitätsbedürfnissen weitestgehend entspricht und die potenzialstärksten Korridore bereits von den Metrobuslinien oder einer Kombination mehrerer Stadtbuslinien bedient werden. Somit wurden die im nachfolgenden Bild 1 dargestellten Korridore im Detail untersucht.
Bild 1: Betrachtete Korridore mit heutigen (Haupt-)Linien
vergrößerte Darstellung Bild 1: hier klicken
Für diese ÖPNV-Hauptachsen erfolgte eine breit abgestützte Bewertung ihrer „Stadtbahnaffinität“, um Entscheidungen auf Basis einer isolierten Betrachtung einzelner Randbedingungen und/oder Einflussgrößen zu vermeiden. „Stadtbahnaffine“ Korridore haben:
Die Bewertung der genannten Kriterien erfolgte jeweils in drei Stufen – hohe/mittlere/geringe „Stadtbahnaffinität“. Aus der Kombination der Einzelbewertungen konnten Schwerpunktkorridore für die in den nächsten Wochen folgenden Betrachtungen zur Einordnung in die ÖPNV-Netzstruktur sowie zur verkehrlichen und städtebaulichen Machbarkeit ermittelt werden. Auch hier lassen sich unterschiedliche Prioritäten ableiten.
Aus stadtstruktureller Sicht sind vor allem die Nord-Süd-Achse Westerberg – Zentrum – Zoo, weitere Korridore westlich und südlich des Zentrums sowie eine Verbindung in Richtung Schinkel näher zu betrachten (vgl. Bild 2).
Bild 2: Schwerpunktkorridore (Bewertungsergebnis)
vergrößerte Darstellung Bild 2: hier klicken
Für die Schwerpunktkorridore werden im nächsten Schritt grundsätzlich denkbare und sinnvolle Linienführungen geplant. Maßgebend sind dabei nicht nur die Korridorbewertung, sondern auch die Netzstruktur – z.B. attraktive Einbindung in die ÖPNV-Umsteigeknoten (Hauptbahnhof, weitere Bahnhaltepunkte, Neumarkt), die Möglichkeiten zum Ersatz bzw. zur Ergänzung bestehender Buslinien sowie stadt- und verkehrsplanerisch sinnvolle Endpunkte (Anschluss Zubringerlinien, Verknüpfung mit Park+Ride etc.). Hier fließen auch die Hinweise der Osnabrückerinnen und Osnabrücker aus dem Beteiligungsverfahren über diese Seiten und frühere Konzepte zu einem Stadt- bzw. Straßenbahnnetz in Osnabrück mit ein.
Die straßenräumliche Situation und/oder Schwierigkeiten bei der städtebaulichen Integration einer Stadtbahntrasse erfordern in den weiteren Planungsschritten möglicherweise Anpassungen an der aus ÖPNV-Sicht bevorzugten Linienführung. Nur für verkehrlich und städtebaulich integrierbare Lösungen wird anschließend bewertet, ob ein Stadtbahnbetrieb zur Bewältigung der künftigen Mobilitätsbedürfnisse in Osnabrück zweckmäßig ist.