Update Bürgerdialog
19. August 2022:
Ein wesentliches Ziel der Weiterentwicklung des städtischen ÖPNV-Angebotes muss darin bestehen, den tatsächlichen Mobilitätsbedürfnissen der Osnabrücker Bevölkerung und der Gäste und Besucher der Stadt gerecht zu werden. Dies gilt natürlich ganz besonders, wenn ein so umfangreiches und richtungsweisendes Vorhaben wie die Einführung einer Stadtbahn auf seine Zweckmäßigkeit und Machbarkeit überprüft werden soll. Deshalb sind alle interessierten Bürgerinnen und Bürger seit Anfang Juli 2022 dazu eingeladen, ihre Anregungen und Ideen in den Planungsprozess einzubringen.
Die Stadt Osnabrück und das Planungsbüro VKT bedanken sich für die bisher erfreulich gute Resonanz. Seit unserem Aufruf zur Mitwirkung sind ca. 60 – zum Teil sehr umfangreiche – Anregungen und Kommentare über das Kontaktformular eigegangen. Eine erste Sichtung hat gezeigt, dass die aktuelle Verkehrssituation und eine Weiterentwicklung des ÖPNV-Angebotes sehr zentrale, kontrovers diskutierte Anliegen sind – und zwar unabhängig davon, ob eine Stadtbahn als geeignetes Projekt angesehen wird oder nicht. Bezüglich der Stadtbahn reicht das Meinungsspektrum von „Humbug“ bis hin zu „unbedingt machen“, wobei die zustimmenden Kommentare überwiegen.
Die häufigsten kritischen bzw. ablehnenden Kommentare zur Stadtbahnidee betreffen:
- die hohen Kosten, die unsichere Finanzierung und den sehr langen Realisierungshorizont (keine Lösung für heutige Verkehrsprobleme)
- den bisher fehlenden Bedarfsnachweis (z.B. durch regelmäßige Fahrgastzählungen und dabei festgestellte Kapazitätsprobleme)
- die grundsätzliche Systemeignung – u.a. „altes“ Verkehrsmittel, nicht innovativ genug (wie z.B. der „Sunglider“), kein Platz in den Straßenräumen, absehbare Konflikte mit den anderen Verkehrsmitteln
- die generelle Notwendigkeit, da Alternativen zum ÖPNV-Ausbau bereits bestehen: z.B. ein erweiterbares Busangebot, die stärkere Nutzung bestehender Bahnstrecken für den Stadtverkehr (zusätzliche Halte und dichteres Angebot)
- allgemeine Zweifel an einer positiven ÖPNV-Entwicklung in Osnabrück – u.a. begründet mit einer schlechten Beurteilung des Busangebotes (fehlende Direktverbindungen, geringe Anschlussqualität, Unpünktlichkeit und Ausfälle von Fahrten)
Positive Eischätzungen der Stadtbahnidee beruhen auf:
- ihrem Beitrag zu Klimaschutz und „Verkehrswende“ über eine deutliche Stärkung des ÖPNV-Systems und seiner Nutzungsintensität
- einem erwarteten Attraktivitätsgewinn gegenüber dem Bus – u.a. Fahrkomfort, Fahrzeugkapazität, Zuverlässigkeit (bei eigenem Bahnkörper) – d.h. den so genannten „Schienenbonus“
- der Anwendung eines etablierten, vielfach bewährten Konzeptes mit zahlreichen „Vorbildern“ (z.B. die neu eingerichteten Stadtbahnsysteme in französischen Städten)
- der Möglichkeit von Verkehrsentlastungen, wenn mit dem ÖPNV-Ausbau die Voraussetzungen (Mobilitätsalternativen) für eine Reduzierung des motorisierten Verkehrs in der Innenstadt geschaffen werden („Push & Pull“)
- den Chancen zu einer stadtverträglichen Umgestaltung öffentlicher Räume – d.h. der Funktion der Stadtbahn als „Stadtgestaltungsprojekt“
Die häufigsten Anregungen zur Netzstruktur und zu möglichen Linienführungen beinhalten:
- die Anbindung des Hauptbahnhofs bzw. eine Durchbindung am Hauptbahnhof
- den Fokus auf nachfragestarke Ziele – neben Hauptbahnhof und Stadtzentrum v.a. Campus Westernberg, Hellern, Klinikstandorte (Finkenhügel und Gertrudenberg), große Gewerbegebiete
- die Einbeziehung der Umlandgemeinden („Stadt-Umland-Bahn“) – insbesondere auf den starken Pendlerachsen (Wallenhorst, Bissendorf, GM-Hütte, Hagen, Lotte, Lengerich, Belm)
- die Integration der Stadtbahn in (zu) großzügig dimensionierte Verkehrsräume und deren stadtverträgliche Umgestaltung (z.B. 4-spurige Hauptverkehrsstraßen, Neumarkt, Berliner Platz)
- die Kombination mit Park-and-Ride-Angeboten, insbesondere an den Autobahnanschlüssen
Diese und weitere Anregungen werden in die Konzepterstellung einfließen. Die Mitwirkung über die online-Plattform ist selbstverständlich auch weiterhin möglich und erwünscht.